Nach der Pause geht es gleich weiter mit der Frage, wie umweltfreundlich eine sichere Energiezukunft ist. DI Henrike Bayer ist Umweltverträglichkeits-koordinatorin der Energie Steiermark und gibt dazu ihre Antwort.

Die Umweltverträglichkeit spielt bei einer sicheren Energiezukunft eine wichtige Rolle. DI Henrike Bayer erläutert, wie das Umweltverträglichkeitsprüfungs-Gesetz UVP-G funktioniert – es sieht nämlich eine schutzgüterbezogene Prüfung vor – die Kriterien für Umweltverträglichkeit sind:
- Mensch,
- Tiere, Pflanzen und ihre Lebensräume,
- Luft,
- Wasser,
- Boden,
- Landschaft,
- Sach- und Kulturgüter,
- Fläche
Umweltverträglichkeit bedeutet aber auch, den Flächenbedarf zu minimieren, wie beispielsweise mit wenig Flächenbedarf große Wirkung zu erzielen, bestehende Flächen aufzuwerten oder eine Fläche multifunktional zu nutzen (z.B. Kombination Aufforstung und Wildkorridor).
Folgende Erkenntnisse können aus unterschiedlichen Projekten gewonnen werden:
„Eine umweltverträgliche und sichere Energiezukunft erfordert eine übergeordnete Planung“
„Eine umweltverträgliche und sichere Energiezukunft erfordert einen bewussten Umgang mit Ressoucen“
„Umweltverträglichkeit soll transparent sein: Zur Überprüfung der Zielerreichung ist ein Monitoring sinnvoll“
An dieser Stelle möchten wir uns auch ganz herzlich bei der Energie Steiermark für die Unterstützung bedanken!

Ein best practice Beispiel für einen energieautarken Industriestandort stellt DI Werner Duer, Prozesstechnologe für Laugenlinie & Umwelt /Energie der Zellstoff Pöls AG vor.
Um einen Gesamtüberblick über die Firma Zellstoff Pöls zu erhalten, erklärt DI Duer anhand einer anschaulichen Grafik eingangs die Zellstoffherstellung nach dem Sulfatprozess: Alles beginnt mit Holz! Holz wird imprägniert und in einer Lauge gekocht. Die Lauge löst die organischen Verbindungen im Holz, somit geht der gesamte Heizwert in die Lauge.
Das überschüssige Wasser in der Lauge wird eingedampft, damit ein möglichst hoher Heizwert in der Lauge erzielt wird – dieser dient dann als Heizmittel im Laugenkessel. Die Organik wird verbrannt, die Anorganik bleibt über. Diese Lauge wird weiterverarbeitet und das Endprodukt ist die Weißlauge. Das Wichtige daran ist, dass aus dem Dampf, der im Laugenkessel entsteht, Energie gewonnen wird.
„Während des Prozesses wird aus dem Holz Energie gewonnen“!
Die Firma Zellstoff Pöls versorgt sich selbst und erzeugt mehr Energie, als sie selbst verbrauchen kann – daher speist sie pro Jahr ca. 60 GW/h in das öffentliche Netz ein. Sie beliefert damit u.a. den Ort Pöls, Fohnsdorf inkl. Aqua Lux Therme, die HTL in Zeltweg, die Arena in Fohnsdorf usw. Die Rohre reichen bis nach Knittelfeld.
Außerdem erfolgt die Energiebereitstellung am Standort Pöls CO2neutral!

„Das Thema Energieautarkie gehört für die Firma Zellstoff Pöls zum Tagesgeschäft“!
DI Klaus Neumann, der Energie Steiermark Technik GmbH zeigt, dass ohne Innovation keine Energiewende möglich ist.
Die Herausforderung der Energie und Stromwende ist die steigende Anzahl der PV-Anlagen. Sieht man sich die #mission 2030 an, so wird folgendes prognostiziert:
Umsetzung #mission 2030 besagt: Prognostizierender erforderlicher Zubau an erneuerbarer Energie
PV: + 11-13 TWh entspricht 1.135% Zuwachs
Wind: + 11-13 TWh entspricht einem Plus von 220%
Wasser: + 6-8 TWh entspricht einem Zuwachs von 5%
Es zeigt sich somit, dass PV und Wind drastische Zuwächse erzielen.

Eine große Herausforderung stellt auch der saisonale Ausgleich dar. Saisonale Speicher sind notwendig – Pumpspeicher (= Tagesspeicher) können saisonales Problem nicht lösen.
Auch das Thema Energiespeicherung spielt eine wichtige Rolle. Anwendungen von zentralen Speichern sind: Aufnahme von überschüssigem PV-Strom, der Ausgleich von „neuen“ Lastspitzen (e-mobility) sowie der Tag/Nacht- Ausgleich.
Viele Projekte, u.a. das Projekt LEAFS beschäftigte sich mit solchen Fragestellungen.
Ein großes Dankeschön gilt an dieser Stelle auch wieder der Energie Steiermark für die Unterstützung!

Das Energiecamp 2019 neigt sich dem Ende zu…
Als letzte Referentin dürfen wir Frau DI Carina Seidnitzer-Gallien auf der Bühne begrüßen.
Die Wärmewende als Teil der Energiewende. DI Carina Seidnitzer-Gallien des Institutes für nachhaltige Technologien spricht über Wärme 4.0: erneuerbar, effizient, vernetzt und wirtschaftlich

Sie spricht über die Entwicklung erneuerbarer Energien am Strom- und Wärmemarkt und präsentiert, was aus ihrer Sicht die Chancen für die Wärmeversorgung sind, nämlich Energieraumplanung, BIG SOLAR Konzepte und Innovative Speichertechnologien.
Bei der Realisierung der 4. Generation der Wärmeversorgung (2020-2050) wird alles miteinander verknüpft, sprich Wärmeversorgung von Niedrigenergiehäusern, Nutzung Niedertemperaturquellen, intelligente Vernetzung der Energiesysteme, optimale Kostenstrukturen, intelligente Speicher, Nutzungsflexibilität sowie der Ausbau erneuerbarer Energien.
Conclusio
Am Ende der Reise, die gestern Mittag in Murau begonnen hat, lässt sich zusammenfassend folgendes sagen: „Die Energiewende startet bei jedem Einzelnen“!
Die Energiewende ist wirtschaftlich und technisch möglich – wir müssen das nur „hinaustragen“ – Wichtig ist es, die Energiewende tatsächlich „anzupacken“ und umzusetzen und das Umfeld zu motivieren! Die Energiewende passiert von unten herauf und wir nehmen diese Herausforderung gerne an!
Also „Wenn wir die Beine in Gang setzen, sind wir alle auf einem guten Weg“! (Carl a. Fechner)
Danksagung
Abschließend möchten wir uns noch einmal bei allen ReferentInnen und TeilnehmerInnen des Energiecamps zum Thema „Energie :: Sicher“ bedanken!
